Zeittafel
20. Juli 1932: Otto Schily wird in Bochum geboren. Seine Familie zählt zur protestantischen Oberschicht; die Mutter ist Musikerin; der Vater ist Nazigegner, macht aber Karriere in einer Rüstungsfirma
23. Januar 1936: Horst Mahler wird in einer Schlesischen Kleinstadt in eine mittelständische Familie geboren; der Vater ist Zahnarzt; beide Eltern sind überzeugte Hitler-Anhänger
7. Juni 1939: Hans-Christian Ströbele wird in Halle als Sohn eines Chemikers und einer Rechtsanwältin geboren
8. Mai 1945: Kriegsende nach bedingungsloser Gesamtkapitulation aller deutschen Truppen
1945: Horst Mahlers Mutter flüchtet mit ihren drei Kindern nach Naumburg; als der Vater aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft entlassen wird, zieht die Familie nach Dessau-Roßlau
1945: Hans-Christian Ströbele wird von der US-Army in die Westzone gebracht; er wächst in Marl auf
1949: Horst Mahlers Vater begeht Selbstmord; die Familie zieht nach West-Berlin
1952: Otto Schily beginnt sein Jurastudium in München, später in Hamburg und ab 1958 in Berlin.
1955: Otto Schilys Eltern sterben bei einem Autounfall
1955: Horst Mahler beginnt sein Jurastudium in Berlin
1960: Hans-Christian Ströbele beginnt sein Studium der Politik- und Rechtswissenschaft zunächst in Heidelberg, später in Berlin
30. Oktober 1966: In Frankfurt demonstrieren 21.000 Menschen gegen die geplanten Notstandsgesetze der Bundesregierung
Dezember 1966: Rudi Dutschke ruft auf einer Versammlung des SDS zur Gründung einer außerparlamentarischen Opposition (APO) auf
1967: Horst Mahler vertritt die Kommunarden Fritz Teufel, Rainer Langhans, Beate Klarsfeld und Willy Brandts Sohn Peter Brandt, die wegen der Anstiftung zu einem Brandanschlag angeklagt sind; er berät den Zentralen Ausschuss der APO in politischen und juristischen Belangen
2. Juni 1967: Demonstration gegen den Schah-Besuch in Berlin. Benno Ohnesorg wird von Polizei-Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras erschossen, über den seit Mai 2009 bekannt ist, dass er Stasi-Mitarbeiter war. Im Prozess gegen Kurras vertritt Otto Schily Ohnesorgs Vater als Nebenkläger; Horst Mahler vertritt Ohnesorgs Witwe
Dezember 1967: Bei einem Weihnachtsgottesdienst wird Rudi Dutschke von einer hasserfüllten Menge angegriffen.
11. April 1968: Rudi Dutschke wird von dem Bild- und Nationalzeitung-Leser Josef Bachmann niedergeschossen; es kommt zu Protesten gegen den Springer-Verlag: Auslieferungslaster werden angezündet und über 100 Scheiben von Filialen eingeworfen. Insgesamt gehen bundesweit etwa 400.000 Menschen auf die Straßen.
12. April 1968: Die Staatsanwaltschaft versucht, ein Berufsverbot gegen Horst Mahler durchzusetzen, da er an der Springer-Demonstration teilgenommen hat
11. Mai 1968: Sternmarsch gegen die Notstandsgesetze auf Bonn
27. Mai 1968: SDS und DGB rufen zu einem politischen Generalstreik gegen die Notstandsgesetze in Betrieben und Universitäten auf
30. Mai 1968: Der Bundestag beschließt das Notstandspaket
1969: Wolf Biermann spendet sein Preisgeld des Fontane-Preises dem APO-Anwalt Horst Mahler, der die Frankfurter Kaufhausbrandstifter Andreas Baader und Gudrun Ensslin verteidigt
1969: Das West-Berliner Landgericht bezeichnet Horst Mahler als grundsätzlich verantwortlich für die Schäden, die 1968 bei den Protesten vor dem Springer-Haus entstanden waren
1. Mai 1969: Gründung des sozialistischen Anwaltskollektivs 1
18. März 1970: Das West-Berliner Landgericht verurteilt Horst Mahler im Zusammenhang mit den Protesten vor dem Springer-Haus zu 10 Monaten Haft auf Bewährung
14. Mai 1970: Andreas Baaders Befreiung durch die Journalistin Ulrike Meinhof gilt als Gründungsstunde der Roten Armee Fraktion RAF
Juni 1970: Horst Mahler wird zur Zahlung eines Schadensersatzes in Höhe von rund 75.800 Mark an das Verlagshaus Axel Springer verurteilt; kurz darauf flüchtet Horst Mahler mit Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Andreas Baader nach Jordanien, wo sie ein Ausbildungslager der El Fatah absolvieren
8. Oktober 1970: Horst Mahler wird in Berlin wegen der Planung und Beteiligung an der gewaltsamen Befreiung von Andreas Baader verhaftet
1971: Prozess gegen Horst Mahler im Landgericht Moabit wegen Beihilfe zum Mordversuch an dem Institutsangestellten Georg Linke und Gefangenenbefreiung; Verteidiger ist Otto Schily
1972: Otto Schily überredet Katharina Hammerschmidt, sich den deutschen Behörden zu stellen
Mai 1972: Horst Mahler wird aus Mangel an Beweisen von dem Vorwurf der Planung und Beteiligung an der gewaltsamen Befreiung von Andreas Baader freigesprochen; wegen weiterer Delikte bleibt er vorerst in Haft
Oktober 1972: Prozess-Beginn gegen Horst Mahler wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes in Tateinheit mit Gründung einer kriminellen Vereinigung und Beteiligung an derselben
26. Februar 1973: Horst Mahler, im Prozess verteidigt von Otto Schily und Hans-Christian Ströbele, wird zu 12 Jahren Freiheitsentzug wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes in Tateinheit mit Gründung einer kriminellen Vereinigung verurteilt
Juli 1974: Horst Mahler verliert seine Zulassung als Anwalt
Juli 1974: Proteste gegen den Bau des Atomkraftwerks Wyhl kennzeichnen den Beginn der Anti-Atomkraft-Bewegung
9. November 1974: Holger Meins stirbt in der JVA Wittlich an den Folgen seines Hungerstreikes
1975: Hans-Christian Ströbele bezeichnet RAF-Mitglieder als „Genossen“ und wird auf Bewährung zu 10 Monaten Haft wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung verurteilt; Otto Schily ist sein Anwalt. Hans-Christian Ströbele wird von der Verteidigung im Prozess in Stuttgart-Stammheim ausgeschlossen, zudem wird er aus der Verhandlung ausgeschlossen
Februar/März 1975: Der West-Berliner CDU-Vorsitzende Peter Lorenz wird von der "Bewegung 2. Juni" entführt, um inhaftierte Gesinnungsgenossen freizupressen
1. März 1975: Horst Mahler lehnt in einer Fernsehsendung den von der Bewegung 2. Juni geforderten Austausch gegen den entführten Peter Lorenz ab. Er distanziert sich vom RAF-Terror
29. Juni 1975: Otto Schilys Mandantin Katharina Hammerschmidt stirbt in U-Haft an Krebs, weil sie im Gefängnis nicht die nötige Behandlung bekommt
November 1976: teilweise gewaltsame Demonstrationen gegen Planung und Bau des Atomkraftwerks Brokdorf; nach wenigen Monaten wird ein Baustopp verhängt
1977: Hans-Christian Ströbele wirkt bei der Gründung der linken Tageszeitung taz mit
1977: Demonstration von 40.000 Atomkraftgegnern gegen den Bau des „Schnellen Brüters“ in Kalkar; das Polizeiaufgebot gilt als das größte in der Geschichte der BRD
14. September 1977: Beschluss, bis 1981 zusätzlich 870 Millionen Mark für die Bekämpfung des Terrorismus aufzuwenden
Oktober 1977: SPD-Regierung beschließt angesichts der Aufrüstung der Sowjetunion die Nachrüstung mit nuklearen Mittelstreckenraketen
2. Oktober 1977: Kontaktsperregesetz tritt in Kraft, das Kontakt der inhaftierten Terroristen untereinander und zur Außenwelt unterbinden soll
18. Oktober 1977: Otto Schilys Mandanten Gudrun Ensslin und Andreas Baader werden tot in ihrer Zelle in Stuttgart-Stammheim aufgefunden; als Todesursache wird Suizid festgestellt; Jan-Carl Raspe stirbt nach Suizidversuch im Laufe des Tages
12. November 1977: Otto Schilys Mandantin Ingrid Schubert erhängt sich in der JVA Stadelheim
1978: Neuer Verteidiger von Horst Mahler wird der Vorsitzende der Jungsozialisten und spätere Bundeskanzler Gerhard Schröder
1979: Auflösung des Sozialistischen Anwaltskollektivs
Juli 1979: Horst Mahler wird in den offenen Strafvollzug überführt
Dezember 1979: Die NATO-Mitgliedsstaaten beschließen die Stationierung von 108 Pershing II-Raketen und 464 bodengestützten Marschflugkörpern in Europa
12./13. Januar 1980: Gründung der Bundespartei Die Grünen in Karlsruhe. Hans-Christian Ströbele und Otto Schily sind Mitglieder der ersten Stunde
August 1980: Horst Mahler wird nach 10 Jahren Haft vorzeitig entlassen; die restliche Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt
1980: Hans-Christian Ströbele wird wegen seines Einsatzes als Verteidiger der Gefangenen aus der RAF in den Jahren 1970 bis 1975 zu einer Freiheitsstrafe von 10 Monaten auf Bewährung verurteilt
16. November 1980: Der „Krefelder Appell“ gegen die Rüstungspolitik kennzeichnet den Beginn der Friedensbewegung
1980-1983: Anstieg der Arbeitslosigkeit von 3,8 auf 9,1 Prozent
28. Februar 1981: Großdemonstration mit über 100.000 Menschen gegen die Fortsetzung des Baus des Atomkraftwerks Brokdorf
1983: Der Bundestag setzt nach dem Rücktritt Otto Graf Lambsdorffs einen Untersuchungsausschuss zur Flick-Parteispenden-Affäre ein
1983-1986, 1987-1989: Otto Schily ist Mitglied des Deutschen Bundestages für Die Grünen
7. November 1984: Helmut Kohl wird vor dem Flick-Untersuchungsausschuss von Otto Schily befragt
1985: Der Bau des „schnellen Brüters“ in Kalkar ist abgeschlossen; er wird nie in Betrieb genommen
1985-1987: Hans-Christian Ströbele ist Mitglied des Deutschen Bundestages für Die Grünen
Januar 1986: Otto Schily stellt wegen des Verdachts der Falschaussage vor den Untersuchungsausschüssen im Bundestag und im Mainzer Landtag zur Parteispenden-Affäre Strafanzeige gegen Bundeskanzler Helmut Kohl
März 1986: Erna Sielka und Alois Sonnleitner kommen bei Protesten gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf ums Leben
8. Oktober 1986: Das Kernkraftwerk Brokdorf geht als weltweit erste Anlage nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl in Betrieb
1987: Horst Mahlers Antrag auf Wiederzulassung als Anwalt wird vom Berliner Justizsenator und dem Berliner Ehrengerichtshof vorerst abgewiesen
1987: Beginn der Bauarbeiten an der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf
1987: Volkszählung
1988: Der Anwaltssenat des Bundesgerichtshofes hat sich von einer "echten Wandlung" Mahlers überzeugt und spricht ihm die Anwaltszulassung wieder zu
April 1988: Horst Mahler eröffnet eine Kanzlei in West-Berlin
1989: Die Grünen stellen Otto Schily nicht mehr als Bundestagskandidaten auf; er tritt von den Grünen zur SPD über. Die Grünen scheitern an der 5%-Hürde
1989: Hans-Christian Ströbele bezeichnet den Staatsvertrag zur Deutschen Einheit als „größte Landnahme der deutschen Industrie seit den Kolonialkriegen“
31. Mai 1989: Die Bauarbeiten an der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf werden eingestellt
1990-1998: Otto Schily ist Mitglied des Deutschen Bundestages für die SPD
1990-1991: Hans-Christian Ströbele ist Sprecher der Grünen
1993-1994: Otto Schily ist Vorsitzender des Treuhand-Untersuchungsausschusses des Bundestages
1998-2005: Otto Schily ist Bundesminister des Innern
1998: Hans-Christian Ströbele ist Mitglied des Deutschen Bundestags für Bündnis 90/Die Grünen
1998: Auseinandersetzungen zwischen serbischer Sonderpolizei und "Befreiungsarmee für Kosovo" (UCK) steigern sich zu kriegsähnlichen Kämpfen; die Zivilbevölkerung im Kosovo wird durch die Serben vertrieben
16. Januar 1998: Der „Große Lauschangriff” wird vom Bundestag verabschiedet, akustische Wohnraumüberwachung zu Zwecken der Strafverfolgung erlaubt. Otto Schily ist empört, und auch Hans-Christian Ströbele kämpft mit allen Mitteln gegen den „Großen Lauschangriff“ - ohne Erfolg
Oktober 1998: Otto Schily wird als Bundesminister des Innern vereidigt; nun verteidigt er den Großen Lauschangriff
25. Februar 1999: Der deutsche Bundestag beschließt die Beteiligung der Bundeswehr an NATO-Operationen im Kosovo. Auch die Grünen beschließen, dem Einsatz zuzustimmen - gegen den Willen von Hans-Christian Ströbele
23. März 1999: Beginn der Luftangriffe der Nato im Kosovo ohne UN-Mandat. Die Zerstörung serbischer Militär- und Infrastruktureinrichtungen soll die Vertreibung der Zivilbevölkerung des Kosovo durch die Serben beenden
25. März 1999: In einer Rede versucht Hans-Christian Ströbele, den Bundestag zu einer aktuellen Stunde zum Kosovo zu bewegen
1999: "G8-Plan" und UN-Resolution für den Kosovo mit weitgehender Autonomie innerhalb Serbiens unter internationalem Protektorat
2000: Hans-Christian Ströbele sitzt im Untersuchungsausschuss der CDU-Spendenaffäre
12. August 2000: In einer Presseerklärung zu Horst Mahlers NPD-Beitritt steht, dass er das Grundgesetz für ein "Provisorium für die Übergangszeit bis zur Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit des Deutschen Reiches" hält
11. September 2001: Terror-Anschläge auf Ziele in den USA. Innenminister Otto Schily bekennt sich zur uneingeschränkten Solidarität mit den Vereinigten Staaten
19. September 2001: Otto Schily legt ein Sicherheitspaket vor: Die Macht von Geheimdienst, Bundesgrenzschutz und Bundeswehr wird ausgebaut
14. Dezember 2001: Otto Schily legt ein zweites Anti-Terror-Gesetzespaket vor: Schärfere Bestimmungen für die Einreise von Ausländern, biometrischer Pass und stark erweiterte Kompetenzen für das Bundeskriminalamt
Januar 2002: Im NPD-Verbotsverfahren tritt SPD-Bundesinnenminister Otto Schily als Kläger gegen die NPD auf, Horst Mahler als Verteidiger der NPD; Hans-Christian Ströbele ist der parlamentarische Kontrolleur
2002: Die Grünen verweigern Hans-Christian Ströbele den sicheren Listenplatz für ein Bundestagsmandat; er gewinnt im Straßenwahlkampf in Kreuzberg ein Direktmandat. Kurz vor den Wahlen wird er beim Straßenwahlkampf von einem vorbestraften Neonazi mit einer Eisenstange niedergeschlagen. Er wird stellvertretender Fraktionsvorsitzender
2003: Nach Einstellung des Verbotsverfahrens tritt Horst Mahler aus der NPD aus
Februar 2004: Anklage gegen Horst Mahler wegen Volksverhetzung; er wird zu einer Haftstrafe von 9 Monaten verurteilt
8. Mai 2004: In Berlin wird ein vorläufiges Berufsverbot gegen Horst Mahler verhängt; er verliert zum zweiten Mal seine Anwaltszulassung
2005: Hans-Christian Ströbele gewinnt bei den vorgezogenen Bundestagswahlen erneut ein Direktmandat und wird stellvertretender Fraktionsvorsitzender
1. Juli 2007: Identifikationsnummer: jedem Bürger wird eine elfstellige Zahlenkombination zugeordnet, aus der Name, Wohnort, Geburtstag und das zuständige Finanzamt hervorgehen und die bis 20 Jahre nach dem Tod gilt
Sommer 2007: „Lex Schäuble“: die Wiedereinführung der Rasterfahndung, die Legalisierung der heimlichen Online-Durchsuchung von Privat-Computern sowie die Nutzung der Lkw-Maut-Daten für polizeiliche Zwecke, Lauschangriff, Videoüberwachung, Telefonüberwachung und digitaler Gesichtsdatenabgleich; Fingerabdrücke in RFID-Chips in Reisepässen, Speicherung biometrischer Daten bei den Meldeämtern
Mai 2008: Otto Schily kündigt für 2009 seinen Rückzug aus der Politik an
Februar 2009: Horst Mahler wird in München wegen Volksverhetzung und Holocaustleugnung zu 6 Jahren Haft verurteilt
August 2009: Nach Abweisen der Revision durch den Bundesgerichtshof wird das Urteil gegen Horst Mahler rechtskräftig
September 2009: Bei den Bundestagswahlen verteidigt Hans-Christian Ströbele mit rund 47 % der Wählerstimmen erneut sein Direktmandat im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg