Protagonisten

Hans-Christian Ströbele – über seine Kindheit

Ströbele„Ich erinnere mich daran, dass ich durch nichts so aufgewühlt wurde wie Ungerechtigkeiten, die entweder mir selber passiert sind oder anderen. Also ich erinnere mich, dass ich mich dann brüllend in mein Zimmer eingeschlossen habe und irgendwie erwartete, dass das gelöst wurde. Meine Mutter hat dann meistens die Vermittlerin gespielt und hat das dann aufgelöst, aber irgendwann und irgendwie muss mir ein Gerechtigkeitsempfinden gekommen sein, dass ich mich über nichts so sehr erregen konnte wie eine Ungerechtigkeit.“

 

Horst Mahler – über seine Kindheit

Mahler„Ich wollte in die Politik; das war die große Angst meiner Mutter, weil sie sagte, also Politiker sind schlechte Menschen. Ich habe mir die Haare so geschnitten wie Adolf Hitler und habe mich dann hingestellt und habe Reden gehalten. Gott, was macht man als kleines Kind? Man spielt irgendeine Rolle, die man sich als Ideal vorstellt. Das war schon immer irgendwie in mir drin; dann wusste ich, wenn du in den Staat gehen willst, musst du das Recht studieren. Es war also von vornherein klar, ich wollte nicht Mediziner werden, ich wollte nicht Pilot werden, ich wollte nicht Lokomotivführer werden, ich wollte Politiker werden.“

 

Otto Schily – über seine Kindheit

Schily„Also, ich kann einen Satz meiner Mutter sagen. Die hat gesagt: „Du kannst werden, was du willst, bleib nur ein anständiger Mensch.“ Also, ganz schlicht. Und dann war da noch die Offenheit meiner Eltern, die mir diese wunderbare Mitgift fürs Leben der künstlerischen Tätigkeit mit auf den Weg gegeben haben. Ursprünglich wollte ich gerne Dirigent werden. Ich war ja nun mit der Musik sehr verbunden, habe auch mal versucht, eine kleine Komposition zu schreiben. Das war aber alles ziemlich läppisch und dann habe ich doch erkannt, dass mein Talent dafür nicht ausreicht.“

 

Hans Christian Ströbele – über die Toten von Stammheim

„Das war eine Nacht, die von Enttäuschung und Verzweiflung geprägt gewesen ist, über alles, was am Abend, in der Nacht, am Morgen passiert ist. Völlige Bestürzung - und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Waffen in die Zellen reingekommen sind und dass sich Baader, Ensslin und Raspe selber umgebracht haben. Und ich habe es deshalb als meine Pflicht angesehen, alles dafür zu tun, dass dieses unabhängig, möglichst durch eine international besetzte Kommission aufgeklärt wird.“

 

„Ja, es ist ganz eindeutig ein Gefühl des Gescheitertseins, der Niederlage, wenn es in mehreren Fällen nicht gelungen ist, wenigstens das Leben der Mandanten im Gefängnis zu retten. Wenn man dann am Grab stand - und es war ein Gefühl der tiefen Enttäuschung, aber auch der Wut.“

 

Horst Mahler – über die Toten von Stammheim

„Dass wenn Sie vor sich haben „es geht nichts mehr,“ lebenslänglich, dass sie sich das nicht ansehen wollten, dass es klar war, dass sie dann dem ein Ende machen wollen und dann auch die Entschlossenheit, wenn es denn notwendig ist, den eigenen Körper und damit auch das Verschwinden des Körpers zu einer Waffe zu machen.“

 

Otto Schily – über die Toten von Stammheim

„Dann erreicht mich die Nachricht, die Untersuchungsgefangenen in Stammheim sind tot, und einer davon ist erschossen worden. Das kann ich natürlich überhaupt nicht begreifen, wie es möglich ist, jemand dort zu erschießen, da muss ich zunächst mal Fremdverschulden annehmen. Und deshalb sind wir auch zu der Obduktion gegangen. Was schwer emotional zu verarbeiten ist, wenn Sie jemanden auf dem Obduktionsbett liegen sehen, mit dem sie bisher als Mandant geredet haben.“

 

„Wenn man etwas tiefer versucht, in die Geschichte einzudringen, dann muss man natürlich schon die Frage stellen: Wie kommt es, dass ein Mensch wie Holger Meins, der ein überzeugter Pazifist war, - überzeugter Pazifist! - dann meint, er muss diesem Staat militant gegenüberstehen, oder Gudrun Ensslin, die für die SPD in der Wählerinitiative für Willy Brandt war - auch ein Exponent des antifaschistischen Widerstandes - meint, diese demokratischen Möglichkeiten reichen nicht aus. Was da passiert ist, das rechtfertigt kein einziges Attentat, aber ich glaube, wenn wir die Geschichte begreifen wollen, muss man diese Tragödie sehen. Alle diese Menschen, die dort umgekommen sind, hätten einen wichtigen Beitrag leisten können für unsere Gesellschaft.“

 

Mahler über Ströbele

„Er ist einfach menschlich von einer Wärme – er hat sich dann auch sehr um meine Familie gekümmert, als ich im Gefängnis war, und hat sich absolut loyal verhalten und hat alle seine Möglichkeiten ausgeschöpft, diesen Ausfall meiner Person als Ernährer der Familie auszugleichen, indem er meiner Frau eine Anstellung an der Universität besorgt hat.“

 

Ströbele über Mahler

„Ich will mich dazu nicht äußern, da fehlen mir die Worte.“

 

Mahler über Schily

„Seine Gegner beschreiben ihn als eitel; ich würde diese Vokabel nicht auf sein Verhalten anwenden. Das war nicht Eitelkeit, sondern das Bewusstsein, dass er zu einer geistigen Elite des Anwaltsstandes gehörte. Das war zweifellos der Fall. Er gehörte zur Elite der deutschen Anwaltschaft. Er hatte Fähigkeiten, die andere nicht haben und lange Zeit vergeblich sich mühen, sich das anzulernen. Das schaffen sie nicht, das muss angeboren sein.“

 

„Zur RAF-Zeit war Schily ja einer der Vorreiter des Widerstandes gegen diese Entwicklung, die er jetzt mit seinem Sicherheitswahn ins Extreme gesteuert hat, wo man sagt, also: der Mann hat sich damit selbst zerstört.“

 

„Also, ich kann mir vorstellen, dass er also voll davon überzeugt ist, dass ich schlicht politischer Unrat bin und auch als Mensch völlig indiskutabel. Das würde zu der Einschätzung passen, die ich heute von ihm habe. Ich würde mir das zur Ehre gereichen lassen.“

 

Schily über Mahler

„Die Entwicklung von Horst Mahler in die rechte Szene ist eine Tragödie.“

Poster
 Ab 19.11.2009 im Kino ... 
Schulmaterial zum Film DOWNLOAD